Wenn es um das Thema Schlaf geht, unterscheiden viele im Alltäglichen nicht nur zwischen gutem, erholsamem oder schlechtem Schlaf. Schnell fallen im Gespräch Begriffe wie „Frühaufsteher“ oder „Langschläfer“, besonders bei Paaren fällt dies immer wieder auf. Der eine möchte gern früh ins Bett, während der andere noch lange nicht müde ist.
Dies führt nicht selten sogar zu Meinungsverschiedenheiten. Schließlich möchte niemand um seinen kostbaren Schlaf gebracht oder hellwach ins Bett geschleift werden.
Doch woran liegen diese unterschiedlichen Bedürfnisse?
Rein biologisch lässt sich der Mensch einem sogenannten Chronotyp zuordnen. Im Wesentlichen unterscheidet man dabei drei verschiedene Kategorien:
Die Bezeichnungen „Lerche“ und „Eule“ sind dabei die gebräuchlichsten Begriffe. Sie haben ihren Ursprung in den Eigenschaften der Tiere selbst: Lerchen sind Singvögel, die ca. 80 Minuten vor Sonnenaufgang mit dem Singen beginnen und als erstes damit wieder aufhören. Während die Eule hingegen für ihre Tagesschläfrigkeit und Nachtaktivität bekannt ist. Auch die Rufe der Eule hört man vornehmlich nachts.
Na, findest Du dich schon wieder?
Im Grunde gibt der Chronotyp also Aufschluss darüber zu welcher Tages-/Nachtzeit Du deine Leistungshochs und -tiefs hast, Du müde bist, dich am besten konzentrieren kannst oder wie es um deinen Hormon- und Temperaturspiegel bestellt ist.
Während Lerchen meist schon früher müde werden und – je nach Subtyp – zwischen 21-23 Uhr ins Bett gehen, würden die Eulen am liebsten erst weit nach 23 Uhr zu Bett gehen; dafür aber bis mittags um 12 Uhr schlafen.
Die maximale Kreativitäts- und Konzentrationsfähigkeit haben Lerchen oft gleich morgens zwischen 7-12 Uhr. Die Eulen hingegen kommen zumeist erst ab 10 Uhr in die Gänge, haben dann eine kurze Hochphase und fallen mittags in ein leichtes Tief. Die höchste Problemlösefähigkeit haben sie im Gegensatz zu den Lerchen abends zwischen 18-23 Uhr.
Dies hängt unmittelbar mit unserer inneren Uhr, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus zusammen. Dieser ist ausschlaggebend für den Schlaf-Wach-Rhythmus und die damit verbundene Hormonausschüttung sowie biologischen Prozesse im Körper, die zu verschiedenen Aktivitäts- und Leistungsphasen beitragen.
Ob nun jemand „Lerche“, Normaltyp oder „Eule“ ist, hängt maßgeblich von genetischen Veranlagungen ab. So kann der Chronotyp tatsächlich auch mittels Speichel- oder Blutprobe exakt ermittelt werden. Häufiger sind aber Fragebogentests, die zum Einsatz kommen, da sich somit relativ sicher und unkompliziert der Chronotyp ermitteln lässt. Zudem haben die meisten Menschen bereits eine Ahnung, ob sie eher Früh- oder Abendmenschen sind.
Am Rande: Die meisten Menschen gehören zum Normaltyp, gefolgt von „leichten“ Eulen. Der extreme Frühaufsteher kommt eher selten vor.
Tatsächlich hat nicht nur die Genetik einen Einfluss auf den Chronotyp. Auch das Alter spielt dabei eine Rolle. So entwickeln sich kleine Kinder von der „Lerche“ in der Pubertät zu einer „Eule“, weswegen es den Jugendlichen häufig schwer fällt morgens aus dem Bett zu kommen. Der vieldiskutierte Schulbeginn um 8 Uhr oder sogar früher ist daher entgegen der inneren Uhr der meisten Heranwachsenden.
Dies führt nicht nur zu Konzentrationsschwierigkeiten, sondern kann auch ernstere gesundheitliche Konsequenzen haben. Eine Schulbeginnverschiebung um eine Stunde nach hinten wird aufgrund dessen von vielen Experten gefordert.
Im Alter hingegen verschiebt sich der Chronotyp wieder in Richtung Lerche. Im hohen Alter wird häufig von „seniler Bettflucht“ gesprochen. Dies beschreibt nichts anderes als die natürliche Verschiebung der inneren Uhr. Warum das so ist, ist noch nicht abschließend geklärt. Vermutet wird eine geringere Produktion des Schlafhormons Melatonin im Alter.
Auch wenn sich über die Lebensspanne hinweg der Chronotyp mal in die eine oder die andere Richtung verschiebt, ist es grundsätzlich nicht möglich sich einen bestimmten Typen anzutrainieren. Man kann eben aus einer Eule keine Lerche machen oder umgekehrt.
Eine Verschiebung um eine Stunde liegt dabei im Bereich des Machbaren. Alles andere führt zu einem Leben gegen die innere Uhr. Die Langzeitfolgen können zu ernsten Erkrankungen wie Depression, Schlaf- und Essstörungen, Diabetes oder Übergewicht sein.
Man geht davon aus, dass die zeitliche Ordnung der Gesellschaft (Arbeits- und Schulbeginn um 8 Uhr) zum Nachteil eines Großteils der Bevölkerung gereicht, da sich selbst der Normaltyp i.d.R. bis 8 Uhr in der natürlichen Aufwachphase befinden würde, müsste er nicht bereits auf der Arbeit sein.
Fragst du dich nach all dem auch, weshalb Mutter Natur uns in verschiedene Chronotypen unterteilt hat? Wäre es nicht viel nützlicher, wenn alle zur gleichen Zeit ins Bett gehen würden?
Das Warum lässt sich zwar noch nicht zu 100% beantworten, aber viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass dies evolutionär bedingt ist. Das Schlafen zu unterschiedlichen Zeiten soll die Sicherheit der Gemeinschaft gesteigert und das Überleben abgesichert haben. So wurde man im Schlaf nicht von wilden Tieren überrascht.
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